GOTTWALD
FAMILY PORTRAIT
«Erinnerungen verblassen.»
Es ist ein autobiografisches Werk, die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und auch eine Art Abrechnung mit der Vergangenheit. Diese ist komplex und vielschichtig. Das Naive im Werk ist gewollt. Damit will der Maler seinen Arbeiten etwas Zweideutiges geben. Während in vielen Familien gestörte Strukturen vorherrschen, wahrt man nach aussen hin das Bild der Harmonie. Oft sind es trügerische Idyllen. Die Bilder geben eine subjektive, nur am eigenen Erleben, eigenen Erinnerungen, gemessene Realität wieder. Der Symbolismus spielt eine wichtige Rolle, wie beispielsweise die wiederkehrende Uhr, die auf fünf vor zwölf steht.
Rokko Gottwalds Gemälde erscheinen in ihrer Abfolge wie eine Erzählung. Das Werk, Me with my Parents, zeigt eine verblasste Tapete mit Blumenornamenten, an der ein Familienportrait hängt. Der Titel verrät, dass es sich um den Maler und seine Eltern handelt. Die düstere Farbgebung suggeriert Melancholie und Schwermut, die auch in der spürbaren Distanz zwischen den Figuren zum Ausdruck kommt, obwohl sie auf dem Bild eng beieinanderstehen und sich teilweise sogar berühren. Die Gesichter der Eltern hat der Künstler schwarz übermalt. Während die Mutter sich für den alkoholkranken Vater aufopferte, blieb die Beziehung zu ihrem Sohn eher oberflächlich. (Text, Kunstmuseum Thun, Januar 2022)
Das Werk, Dad drove our car into a tree, my Birthday '82, zeigt die makabre Gegenüberstellung von Alkohol und Kinderspielzeug auf einem runden Tisch. Werktitel und Geburtstagskuchen verdeutlichen, dass es sich um den vierten Geburtstag des Malers handelt. An diesem Tag verursachte der Vater betrunken einen Autounfall. Die Stühle bleiben leer, der Kuchen unberührt. (Text, Kunstmuseum Thun, Januar 2022)